Der Konsumwunsch

Martin Döring, 21. Februar 2010

Hab es grad erst im Web gesehen
Und schon beginnen meine Wehen.
Es ist so wunderbar perfekt.
Ja, was da alles drinnen steckt!
Und wie’s performt und was es kann -
Da zieht es mich in seinen Bann.

Ich spür schon, wie’s mir besser geht,
Ein Anflug Kreativität
Zeigt sich in meinem tristen Leben.
Ich weiß: es könnt mir so viel geben!
Da wird der öden Arbeitswelt
Ein bisschen Glück anbeigestellt.

Das Glück, wenn ich das Ding besäße
Ich freilich dann erst recht bemäße.
Denn jetzt, wo ich es mir erwählte,
Spür schmerzlich ich erst, was mir fehlte.
Ich spür, wie’s in mir brennt und nagt
Der Kauf wird wohl nicht lang vertagt.

Doch soll die Anschaffung sich lohnen.
Ich googele nach Rezensionen,
Und dritter Leut Produkterfahrung
Gibt meiner Kauflust neue Nahrung.
Doch unterschwellig Zweifel schwillt:
Bin ich zu diesem Preis gewillt?

Denn weil ich’s las ich nun schon weiß:
Das Andre gibt’s zum halben Preis!
Ich denk an’s Geld und mir schon bangt,
Ob mir nicht auch das Andre langt?
Nun nehm die Zweifel ich auf’s Korn
Und trete an die Flucht nach vorn.

Wenn ich schonmal zum Kauf bin willig,
Dann soll es sein auch nicht zu billig.
Man weiß ja, dass das dann nichts taugt,
Das Geld nur aus den Taschen saugt.
Also wird’s Geld zusamm’gerafft,
Die große Lösung angeschafft

Ich bin ja technisch wohl versiert,
Hab alles durch und durchprobiert.
Das Ding ist klasse, muss ich sagen,
Man kann sich wirklich nicht beklagen.
Hab auf die Knöpfchen draufgedrückt,
Bin von dem Ding rundum beglückt.

Hab’s wohl erprobt, bin jetzt so weit
Dass wenn ich erst mal hab die Zeit
Und Muße ich das alles nutze.
Bis dahin, dass es nicht verschmutze
Steht’s im Regal recht wohl verpackt,
Weil mich schon etwas neues zwackt…