Der Marxist

Martin Döring, 23. Januar 2018

Ein kräft’ger Mann in jungen Jahren
Der war im Leben schon erfahren:
Er machte Kampfsport und las Marx,
Und beides tat er jeden Tags.

Doch wohnte er bei seiner Tante,
Was ihm unter den Nägeln brannte.
Denn seine Tante, sagte er,
Die wolle von ihm noch viel mehr:

Zum Beispiel, dass es ihr nicht tauge,
Wenn er nicht mal sein Zimmer sauge.
Denn unter meterdickem Staub
Vermutete sie, mit Verlaub,
Dass unter Zeugs und Allerlei
Doch soetwas, wie Teppich sei.

Und dass es auch nen Haushalt gäbe,
Wo, wenn man hier zusammen lebe,
Es ihm gut zu Gesichte stünde,
Wenn er sich in der Küch’ einfinde,
Zu reinigen Geschirr und Spühle
Allein wär ihr das viel zu viele.

Vom Leben derart überfordert
Hat sie ihm aus dem Haus beordert,
Nun wohnt bei Freunden er und Leuten,
Die nicht die Arbeit für ihn scheuten.

Dort liest er aus dem Kapital
Was er nicht hat, doch sei’s egal,
Doziert er Stund um Stund entzückt,
Wie man denn so die Welt beglückt.

Vom Eigentum der Produktion
Von neuem Mensch, Revolution.
Wie gut der Mensch von selber ist,
Wenn er nicht wird Kapitalist.

Ich lieh ihm Geld, er hatte keins.
Die Hälfte kriegte ich zurück,
Das Wirtschaften war wohl nicht seins.
Das Kapital jedoch sein Glück.