Tück am Brei

Martin Döring, 21. Juli 2005 – Nach einer Erzählung meines Vaters

“Was meint ihr, wann wir hier zusammen sind?”
“Nach viertel vor acht, wenn Papas Tatort beginnt?”
“Am Küchentisch!”
“Ich lösch das Licht.”
“Ich komm’ mit.”
“Ich auch!”
“Ich komme vom Keller her.”
“Und ich vom Kinderzimmer.”
“Ich schleich mich schon eher in die Küche rein.”
“Der Pudding, der muß in den Schlund hinein.”
“Und die Schoko-Soße obendrauf”
“Wenn wir Ihn erst haben”
“Die essen wir auf!”
“Ei, die muß mit.” “Muß mit.”
“Still, still,”
“Auf das uns Mutter nicht hören will.”

Auf der Norderseite der Esszimmertrakt -
Für die Kinder wird es ganz schön verzwackt,
Denn die Eltern ohne Rast und Ruh
Arbeiten dem morgigen Feste zu.
Warten und rühr’n mit dem Löffel aus Holz
“Unser Pudding, daß wird unser ganzer Stolz!”
“Noch eine Nacht, dann kommen die Gäste,
Und kriegen aus unserer Küche das Beste.”

Und der Vater jetzt: “Was ist denn das?”
“Macht jemand sich mit uns hier einen Spaß?”
“Ich schaute nur kurz in den Esszimmerraum,
Und meinte, ein’s unserer Kinder zu schau’n.”
“Ach Vater, die sind doch längst schon im Bett.”
“Sie waren heute doch wirklich nett!”
“Recht magst Du haben, es ist auch ganz leis’,”
“Noch elf Minuten, dann ist fertig die Speis!”

Erkaltend der Pudding im Kühlschrank steht.
Der Vater zum Fernseh’n in’s Wohnzimmer geht.
Die Mutter schaut nochmal nach den Kleinen..
“Alles still, die schlafen, das will ich wohl meinen.”
Und dreht sich und geht sich endlich baden.
Vor vielen Steh’n da schmerzen die Waden.
Und die Kinder ohne Rast und Ruh
Machen leise die Küche von innen zu.

Und es war ein Pudding! Aus dem zweiten Fach
Holen sie ihn raus ohne jeden Krach.
Sie kippen die Schüssel ganz sanft auf die Seite,
Und naschen von unten erst einer dann beide,
Während Jonny lächelnd die Schüssel hält.
“Hab’t nur Acht, daß nichts auf den Boden fällt!”
“Jetzt aber genug, ich will auch noch was haben.”
“Und mich köstlich an Mutters Pudding laben!”

Und wie sie da stehen, ganz satt und dick,
Da gleitet der Pudding wieder zurück
In die Schüssel mit unversehrter Haut
So daß, wenn man nicht so genau hinschaut,
Es aussieht als wäre nichts gewesen.
Und aus den Gesichtern ist eh’ nichts zu lesen.
Und wie sie sich alle gerad’ lecken die Lippen
Da hören sie Mutters Schritte tippen…

Und Jonny jetzt: “Ich sehe ein Licht!”
“Oh, Gott, hoffentlich kommt in die Küche sie nicht!”
“Wenn die uns hier findet, dann Gnade uns Gott.”
“Dann macht wieder Vater den Kochlöffel flott!”
Nein, sie geht in den Keller, oh, welche ein Glück.
Jetzt aber schnell in die Zimmer zurück.
Doch eh’ wir jetzt wirklich zum Schlafen gehn,
Laßt uns noch kurz mal seh’n:

“Wann treffen wir drei denn wieder zusamm’?”
“Am Montag, da macht Mutter Nachtisch zum Lamm.”
“Ich komme.”
“Ich mit.”
“Ich nenn’ Euch die Zeit.”
“Zum nächsten Fressen ist’s nicht mehr weit!”
So schlichen sie auf die Zimmer, die Bengel
Und schliefen mit vollem Bauch wie die Engel.