Weniger Geld brauchen

Als Minimalist steht für mich an erster Stelle, wie ich mehr freie Zeit erlangen kann. Zeit, die ich für mich habe und die ich nicht aufwenden muss, um meinen Lebensunterhalt zu decken.

Stralsund

Ich kenne Deine finanzielle Situation nicht. Aber ich bin weder reich geboren noch habe ich viel geerbt. Also muss ich auf meine Ausgaben achten, wenn ich nicht den ganzen Tag nur arbeiten will. Denn der Lebensunterhalt kostet uns die meiste Lebenszeit. Folgendes habe ich gemacht, um aus dem Hamsterrad zu kommen:

Abos kündigen

Vor einiger Zeit habe ich eine Liste mit all meinen Ausgabe angefertigt. Jede neue regelmäßige monatliche Zahlung habe ich darin erfasst. Dabei hatte ich sieben Abonnements bei Zeitschriften, Social Networks, Musik und Video-Online-Diensten. Alles zusammen war mehr als 60 Euro.

Hier muss man natürlich unterscheiden. Wenn man liebend gerne liest, dann kann eine Lese-Flatrate wie Skoobe oder bei Amazon durchaus Sinn machen. Aber oft gibt es auch Alternativen.

Dinge leihen statt kaufen

Das gilt nicht nur für den Rasenmäher, das gilt vielleicht auch für das Auto, das Fahrrad (Stadtrad), Bücher von der Bücherei. Ein Büchereiausweis kostet um die 12 Euro im Jahr. Du kannst echte Bücher leihen, zusätzlich oft über die Onleihe noch Ebooks und Magazine lesen und hast nur ein Zwölftel der Kosten, wie bei einer Leseflatrate. Und: Natürlich kann man sich auch in der Familie oder bei Freunden Bücher und anderes leihen, es muss nicht immer gleich die große Lösung sein.

Mitgliedschaften in Vereinen kündigen

Ich bin bzw. war Mitglied in verschiedenen Vereinen. Ich unterstütze zum Beispiel Wikimedia, weil ich gut finde, was da gemacht wird und weil ich auch selber davon profitiere. Je mehr weg vom reinen Konsum meine Ausgaben gehen und eher ideeller Natur sind, desto mehr muss ich auch drüber nachdenken, ob ich das so weiter möchte oder nicht. Andererseits gibt es auch Vereine, wo ich einmal dachte, dass ich es gut finde, dann aber nie die Benefits genutzt habe. Entscheide selbst. Aber schau, ob Dir die Mitgliedschaften wirkich etwas geben.

Ich habe zum Beispiel eine Kinderpatenschaft gehabt, wo ich mit einem Euro pro Tag einem Kind in der Monglei eine Schulausbildung finanziert habe. Diese Patenschaft hatte meine damalige Frau begonnen und ich habe sie nach unserer Trennung fortgeführt. Dies ist also zu mir gekommen, ohne, dass ich es ursprünglich wirklich gewollt hatte.

Mein Patenkind ist jetzt erwachsen und ich habe keine neue Patenschaft begonnen. Ich finde es gut Menschen zu unterstützen, die weniger haben als ich. Allerdings würde ich das heute anders tun, näher dran, mehr selber in der Gesellschaft sein und direkt die Dinge tun und unterstützen, als eine doch eher abstrakte Zahlung für jemanden irgendwo in der Welt zu leisten.

Versicherungen eliminieren

Habt Ihr eine Hausratversicherung? Als Minimalisten? Was wollt Ihr denn da versichern? Ich habe in meiner Wohnung letztes Jahr zwei Wasserschäden gehabt. Und bis auf einige Kleinigkeiten, hat nichts in meiner Wohnung einen wirklichen Schaden erlitten. Alle meine Möbel standen auf Beinen, das Wasser floss einfach untendurch. Bei meinem Nachbarn unter mir gab es dafür eine Totalvernichtung, da war alles hin, Wohnzimmerschrankwand, Einbauküche, … Nun, ich habe ein Sofa, eine Einbauküche, zwei Sideboards und zwei Kommoden, ein Bücherregal und ein Lebensmittelregal. Mein Kleiderschrank ist ein Drahtgitter-Steckmodell, das würde vermutlich sogar einen Brand überleben. Kleider und Bücher natürlich nicht. Trotz allem wäre der Schaden so gering, dass ich diese Versicherung nie gehabt habe.

Einige Versicherungen braucht man, wie z.B: eine Haftpflichtversicherung oder eine Krankenversicherung. Aber diese sollten wirklich auch Versicherungen sein. Das heißt, sie sollten das enorme Risiko abfangen, dass es einem finanziell das Bein brechen würde, wenn man sie nicht hätte. Eine Rundumglücklichversorgung muss nicht sein. Ich habe zum Beispiel meine private Krankenversicherung von 530 € pro Monat (ich bin 50 und meine Versicherung wurde gerade mal eben so um 30% erhöht) auf weniger als ein Drittel runtergestuft, höherer Selbstbehalt und kein Einzelzimmer und Chefarztbehandlung mehr.

Einige Versicherungen braucht man natürlich auch nicht, wenn man die Dinge nicht hat, die sie versichern. Zum Beispiel Tiere oder ein Auto. Wer also dem Beispiel vom Mr. Money Mustache folgt und sein Auto gegen ein Fahrrad tauscht, zahlt gar nichts mehr.

Essen und Leben

Zum Essen schreib ich nochmal einen eigenen Artikel. Denn man kann für 3 Euro pro Mahlzeit Essen oder für 10 Euro. Aber auch sonst gibt es vieles, wo man Geld sparen kann. Man kann zum Beispiel Sprachen lernen, in dem man sich ein Buch und einen Vokabelkasten leiht (oder kauft) und übt. Oder man nutzt Duolingo oder Anki im Web, welche beide kostenlos sind. Oder man lebt gleich in dem Land, wo man die Sprache spricht. Man braucht also gar nicht viel Geld für Kurse und Online-Lern-Dienste ausgeben. Vor allem, wenn man dann doch wieder davon ab kommt.

Auch Sport und Gymnastik braucht man nicht für 19 Euro pro Monat in einem Fitness-Center machen, das geht auch daheim. Und es erhöht auch gleich noch den Biss — Du lernst Dich selber zu motivieren und nicht Gehhilfen zur Motivation zu nutzen.

Musik kann man übrigens auch selber machen. Ist ein bisschen aus der Mode gekommen, macht aber viel mehr Spaß. Triff Dich und musizier mit anderen, und schalte Spotify ab. Wenn Du Musik oder Infos brauchst, kannst Du natürlich auch ganz klassisch Radio hören, heute alles digital mit DAB+ oder sogar als Webradio. Das kostet nur die Internetverbindung, die heute eh jeder hat, und Du bekommst ein Programm aus der ganzen Welt.

Zusammen ist man weniger allein …

… und zahlt auch weniger. Wir wohnen jetzt zu dritt, meine Freundin, ihre erwachsene Tochter und ich. Da teilt sich die Heizung, Spotify, Strom für Licht, Kühlschrank, Waschmaschine, Herd, Essen (man kocht günstiger zu dritt). Wir wohnen in einem ziemlich alten Reihenhaus aus den 50er Jahren. Den Garten können wir gemeinsam nutzen, das Auto, die Rundfunkgebühren teilen sich durch drei, Möbel braucht man weniger.

Ultimativ wäre dann noch eine Wohngemeinschaft. Aber da muss man wirklich wissen, ob man dafür der Typ ist.

Wohnen zur Miete

Ich selber bin Besitzer einer Eigentumswohnung, wohne aber jetzt mit meiner Freundin zur Miete. Die geteilte Miete ist 50 € teurer, als das Hausgeld meiner Eigentumswohnung - und das ist schon sehr günstig. Als Mieter muss ich auch keine Rücklagen bilden, das macht ja mein Vermieter. Ich liebe ihn. :-)

Zusätzlich kann ich meine Eigentumswohnung noch vermieten und habe wieder ein Häppchen passives Einkommen. Heute würde ich gar keine Wohnung mehr kaufen, aber am Ende ist man immer schlauer. Nicht, weil weniger bei rum kommt, als bei anderen Anlagen, ich hab ja selber drin gewohnt, sondern, weil man immer dran bleibt. Da ist hier was in die Wanne gefallen, ein Wasserschaden, da ein Durchlauferhitzer kaputt, dann will die Mieterin eine neue Küche oder Laminat… Ich wollte eigentlich mehr Zeit haben und nicht weniger.

Geo-Arbitrage

Die ultimative Hardcore-Minimalisten-Lösung für die Wohnfrage ist natürlich die Wiederbesiedelung der wunderschönen alten Städte in Ostdeutschland. Städte, wie Görlitz an der polnischen Grenze oder Stralsund an der Ostsee mit seiner genialen Backsteingotik und Rügen gleich um die Ecke.

Am Wasser lebt es sich besser

Was ist das für Lebensqualität. Damit im Kopf müsste man doch eigentlich eine gemeinsame Aktion starten. Headline in der Zeitung: Deutschlands Osten wird von Minimalisten überrannt! ;-)

Arbitrage ist ein Begriff aus der Wirtschaft und meint die Ausnutzung von Kurs-, Zins- oder Preisunterschieden an verschiedenen Orten zur gleichen Zeit.

Diese Altstädte sind Kleinode, in deren Renovierung teilweise massiv Geld reingeflossen ist, was man auch sieht. Einzig, es gibt dort wenig Jobs. Wenn man aber ein Internetbusiness hat, dann muss man von der Geo-Arbitrage nicht unbedingt profitieren, indem man gleich nach Bali in die Hängematte zieht. Man muss nicht gleich Nomade werden.

In dem wunderschönen Görlitz wohnst Du zu etwa die 5 € pro Quadratmeter. Und zwar mitten in der historischen Altstadt. Für 150 € pro Monat für eine 30 qm Wohnung in einer historischen Altstadt wohnen, klingt das gut? In der Stralsunder Altstadt sind es zwei Euro mehr. Dafür kannst Du jeden Tag in der Ostsee baden gehen und tolle Fahrradtouren mit Seeblick machen.

Weiterer Lesestoff