Minimalisten-Tagebuch?

Kennst Du das auch? In Zeiten von Krisen oder wenn wir das Gefühl haben, wir müssten unsere Gedanken ordnen, weil uns mal wieder alles zu viel ist – dann fangen wir an Tagebuch zu schreiben.

Tagebuch

So, als würden wir mit uns selber sprechen und all der Kram im Kopf bekommt in diesem Selbstgespräch mehr Klarheit. Wenn wir es einmal runtergeschrieben haben, ist es irgendwie auch angefasst, verdeutlicht, wenigstens einmal komplett durch den Kopf gegangen. Oft ist das sehr befreiend, schafft gute innere Ordnung.

Aber Tagebuch kann man auch aus ganz anderen Gründen schreiben. Ein Grund wäre zum Beispiel, dass man einfach für später wissen möchte, was eigentlich im eigenen Leben so an wirklich wichtigen Dingen gelaufen ist: Einschneidende Ereignisse, besonders schöne oder einprägsame Erlebnisse, Trennungen, Wiederversöhnungen, Umzüge, Jobwechsel, tiefgreifende Erkenntnisse etc… Wisst Ihr noch den Tag, an welchem Ihr Euren Partner kennengelernt habt? Oder wann Ihr in Eure erste eigene Wohnung eingezogen seid? Die Idee

Meine Idee dazu war einmal inspiriert vom Microblogging und andererseits auch von einem Artikel von Alex Rubenbauer. Er nennt dort als eines seiner zehn Bedürfnisse das Schreiben – und zwar genauer gesagt mit einem einfachen Texteditor.

Micro-Tagebuch

Herausgekommen ist dabei ein Micro-Tagebuch, was ich in einer einfachen Textdatei schreibe. Jeder Eintrag beginnt mit dem Datum (im ISO-Format) und dem abgekürzten Wochentag. Nach einer Leerstelle folgt nur eine einzige Zeile, in welcher das Wesentliche des Tages zusammengefasst ist. Also keine Prosa. Das ganze ist, da es ja quasi ein natürlicher Rythmus ist, nach Wochen gegliedert, und zwar auch wieder ganz einfach durch Einfügen einer Leerzeile. Das ganze sieht dann so aus:

2013-10-21 Mo Neue Freundin kennengelernt, Liebe auf den ersten Blick.2013-10-22 Di Morgens aufgewacht, sie macht blöde Sprüche :-(2013-10-23 Mi Wir treffen uns, jede Menge Baustellen, Psychoalarm!!!2013-10-24 Do Immer noch Generve. Ich könnte sie umbringen (gesagt getan)2013-10-25 Fr Mist die Tiefkühltruhe ist voll, was mache ich mit ihr?2013-10-26 Sa Erstmal Luft schaffen, neue Tiefkühltruhe gekauft, wieder Platz.2013-10-27 So Ich komme langsam zur Ruhe, habe mal wieder Lust. Ich gehe aus...2013-10-28 Mo Wer ist die Frau da neben mir? Sexy! Ich mache Kaffee2013-10-29 Di Es klingelt, es ist der Typ von ihr. Abends zurück vom Krankenhaus...2013-10-30 Mi ...2013-10-31 Do ...

Das ganze ist für mich das erste Tagebuch, was funktioniert. Es ist wenig Aufwand, man hat trotzdem das Wesentliche drin und durch die Kürze von einer Zeile pro Tag ist es in gewisser Weise sogar anspruchsvoll, was das Schreiben angeht. Ich stehe vor der Aufgabe, mich wirklich auf die allerwesentlichsten Dinge zu beschränken.

Jahresbuch

Das ganze ist als weiteres Experiment auch denkbar als Jahresbuch: eine Zeile pro Jahr. Wann war meine Ausbildung fertig, wann hatte ich meine erste Freundin, wann war der Armbruch in meiner Kindheit…

Tagebuch mit mobiki

Sind Dir reine Textdateien zu minimalistisch oder möchtest Du ein Web-Tagebuch schreiben, weil Du zum Beispiel immer unterwegs bist und Angst hast, ein Papier-Tagebuch zu verlieren, dann kannst Du das mit mobiki tun. mobiki ist ein minimalistisches Ein-Mann-Wiki für Deine Website. Du kannst es optional so einstellen, dass die Seiten nur nach Deinem Login lesbar sind und so nicht der Öffentlichkeit einsehbar sind. Auch mobiki speichert die Daten als reine Textdateien, aber diese werden beim Aufruf in HTML formatiert und schöner dargestellt. Außerdem hast Du die Möglichkeit, im Text wichtige Stichwörter, nach denen Du später suchen möchtest mit Hashtags (#Stichwort) zu schreiben.